Die Nordmole wird derzeit als Anleger in Form von ca. 35 Liegeplätzen für Nebenerwerbsfischer und Sportboote genutzt. Weiterhin dient die Nordmole im hinteren Teil als Anleger für die SFK Fährgesellschaft. Die Mole steht grundsätzlich in der Verwaltung der Gemeindewerke Heikendof (GWH) und entsprechende Liegeplätze werden über diese verwaltet.
Das primäre Ziel der Umgestaltung stellt die Gewährleistung der Tragfähigkeit der Nordmole in Kombinationen mit einer Optimierung der Bestandssituation für die örtliche Fischerei dar. Diese sollen und abhängig von dem technischen Konstruktionsprinzip gewährleistet werden.
Bestandssituation
Die lokale Fischerei zahlenmäßig nur noch mäßig vertreten. Gleichzeitig ist die Fischerei in der noch bestehenden Form ein Aushängeschild und Teil der lokalen Identifikation. Daher soll ein Teil des Hafens, der auch heute noch von den Fischereibetrieben genutzt wird, für die Fischerei baulich optimiert werden .
Dazu soll eine Umsiedlung der Fischerkutter aus anderen Bereichen des Hafens auf die Nordmole vollzogen werden. Für eine optimierte Anbindung sollen z.B. Wege so umgestaltet werden das sie einfacher mit dem Hubwagen oder dem Gabelstapler nutzbar sind. Mit der potentiellen, uferseitigen Einbindung des Hafenvorfeldes in den Fördewanderweg (nicht Teil der Planung – hier wurden nur erste Ideen mit entwickelt) soll der Hafen zudem optisch so aufgebessert werden, dass mehr Publikumsverkehr entsteht, sodass der Direktvermarktung der Fischer möglichst optimale Voraussetzungen geschaffen werden.
Abbildung 1 Umgestaltung Nordmole in der Draufsicht
Um die Wellenruhe im Bereich des Hafens zu gewährleisten soll ein vertikale Struktur zum Wellenschutz eingesetzt werden. Gewöhnliche undurchlässige vertikale Strukturen besitzen allerdings den Nachteil, dass eine ausgeprägte Reflexion des Seegangs an der Bauwerksfront entsteht, welche bis in den Hafen hinein wirken kann. Im Zuge dessen soll ein vertikales Bauwerk mit durchlässiger Front (Wave Screen) errichtet werden. Dieses soll für die Gewährleistung der Wellenruhe der Liegeplätze im Bereich der Nordmole etwas versetzt vom Molenkopf angeordnet werden. Diese durchlässigen vertikalen Strukturen (wave screens) verbessern die Reflexionseigenschaften zu undurchlässigen vertikalen Strukturen enorm. Die offene Struktur des Bauwerks sorgt für eine nötige Wellendämpfung im Hafen. Diese Wellendämpfung kann u.a. den Umschlag von Fisch deutlich erleichtern.
Als maßgebender Aspekt wurde eingangs die Umgestaltungsbedürftige Nordmole genannt. Hier wurden Versackungen des Oberflächenpflasters festgestellt, die auf Basis der Taucheruntersuchungen auf Ausspülungen durch Löcher in der hafenseitigen Spundwand des Fangedamms zurückgeführt werden konnten. Vor diesem Hintergrund wurden ebenfalls bereits unterschiedliche Lösungsansätze zur Umgestaltung der Nordmole im Konzept betrachtet. Vor dem Hintergrund, dass sich an der Nordmole die Nebenerwerbsfischer, sowie angrenzend die Haupterwerbsfischer befinden, sollte hier eine Lösung gefunden werden, die sowohl die Mole saniert als auch die Arbeit der Fischer möglichst erleichtert. Daher wurde ein Umgestaltungskonzept entwickelt, welches auf der Länge der Nordmole eine feste Kaikante entstehen lässt. Diese Kaikante mit Verkehrsfläche ist in die Nordmole hinein so verbreitert, dass Hubwagen oder Gabelstapler bei Bedarf genutzt werden könnten. Die Nordmole wird damit in zwei Ebenen geteilt. Die obere Ebene für Hafenbesucher und Fahrgäste des Fährbetriebes und einer unteren Ebene für die dortigen Liegeplatzinhaber.
Vor der Ertüchtigung der Nordmole gilt es diese in Teilen zurückzubauen. Für den Abbruch muss die bestehende Spundwand höhengerecht gekappt werden. Weiterhin gilt es die Oberfläche aus Verbundsteinpflaster samt Ausrüstung wie Geländer etc. sowie den Unterbau zurückzubauen. Da es sich bei der Nordmole um eine öffentliche Verkehrsanlage handelt muss die entstehende Baugrube zwingend fachgerecht gesichert werden. Der ankommende Personenverkehr durch die SFK Fähre soll weiterhin während der Maßnahme gewährleistet werden. Für die Barrierefreiheit müssen notwendige Maßnahmen getroffen werden. Dieses erfolgt über einen temporären Anleger an der Zollbrücke.
Die Ertüchtigung der Nordmole soll als Trägerbohlwand mit Betonfertigteilen (BFT) erfolgen. Die Betonplatten werden mit Winkelprofilen an den Führungsträgern geführt und an dem Träger aufgelagert. Während der Bauphase werden zusätzliche Ankerbolzen zwischen dem Träger und der alten Wand angebracht. Der Raum zwischen der alten Wand und den Betonfertigplatten bis zur Höhe der Oberkante des Führungsträgers wird ausbetoniert. Die eben genannten Ankerbolzen werden anschließend einbetoniert und sind somit ein Teil des endgültigen Bauwerks. Im Zuge der Verfüllung entsteht final eine Verbundwand.
Abbildung 2 Umgestaltung Nordmole mit Betonfertigteilen im Querschnitt
Für jede Fertigteilplatte werden zwei Führungsträger in einem Abstand von 1,60m vorgesehen. Diese Träger dienen lediglich dem Einbau der Platten und somit als Haltekonstruktion während der Betonierabschnitte. Nach dem Aushärten verlieren die Träger ihre Funktion, da diese einbetoniert werden und somit keine weiteren Lasten erhalten. Die Oberfläche des Umgestaltungsabschnittes der Nordmole wird als angewinkeltes Betonfertigteil ausgeführt und soll den derzeitigen Steg ersetzen. Diese Winkelprofile werden landseitig auf der bestehenden Nordmole sowie wasserseitig auf neu gegründete Pfähle aufgelagert. Diese neugegründeten Pfähle werden in einem Abstand von 3,20m eingebracht und sollen die Bauwerkslasten in den Baugrund ableiten. Zur Auflagerung der Winkelprofile wird eine Pfahlkopfplatte auf die entsprechenden Pfähle geschweißt. Weiterhin dient die Nordmole auch als zusätzliche Anlegemöglichkeit für Schiffseinheiten, weshalb zusätzliche Heckdalben eingebracht werden.
Der durchlässige vertikale Wellenbrecher (Wave screen) soll mit Schwellschutzelementen aus Holz, welche zwischen einer Reihe aus Pfählen montiert werden, hergestellt werden. Holz als nachwachsender Rohstoff steht um Fokus der Bauindustrie als nachhaltiges Baumaterial. Die Schwellschutzelemente aus Holz sind leichter als vergleichbare Elemente z.B. aus Beton. Weiterhin lassen sich diese im Schadensfall leichter ersetzen, da diese modular vorgesehen sind und abschnittsweise mit Kleinsthebegerät angeschlagen und ausgetauscht werden können. Dies kann im Havariefall vergleichsweise simpel von lokalen Firmen durchgeführt werden.
Im Wasser verortete Stahlbauteile sollen einen Korrosionsschutz nach BAW (Liste der zugelassenen Systeme II) erhalten. Dies sorgt für eine deutliche Erhöhung der Standzeit der Stahlbauteile. Stahl-Bewehrungselemente sowie Stahlverzahnungen zum Herstellen der Betonwinkel und der Betonwand werden durch den Beton selber vor Korrosion geschützt. Die Betonüberdeckung wird gem. der Expositionsklassen festgelegt, beträgt aber üblicherweise für Betonteile im Wasserbau mindestens 55mm. Die Holzbauteile für die Wave Screens lassen sich wie bereits erwähnt, vergleichsweise simpel durch lokale Betriebe ersetzen.
Ein besonderer Schwerpunkt der Nachhaltigkeit ergibt sich aus der Aktivierung des Bestandsbauwerks. Der neue, der Fischerei zugeschlagen Bereich (Gründung und Winkelstützwand) ist für sich konstruiert und standsicher. Der Bestand als solcher profitiert von der neuen Konstruktion, in dem dort die Tragwirkung abgängiger Produkte, wie zum Beispiel der Überwasserbereich der vorhandenen Spundwand quasi als Nebenwirkung ersetzt wird. Hierdurch wird ein Neubau der gesamten Mole verhindert.
Die Nachhaltigkeit im Rahmen der Wahl der Bauprodukte ist nach wie vor eingeschränkt. Bauprodukte oder Materialien müssen bauaufsichtlich geprüft und zugelassen sein. Vor diesem Hintergrund kommen besonders im aggressiven Meerwassermilieu in der Regel Baustoffe zum Einsatz deren Eigenschaften gut bekannt und erprobt sind. Die Schwellschutzelemente sind durch den nachwachsenden Rohstoff Holz vorgesehen.
Neben den baulichen und technischen Aspekten zur Nachhaltigkeit steht mit diesem Projekt vor allem auch ein sozial nachhaltiger Aspekt im Vordergrund. Durch die Umgestaltung und Optimierung der Mole wird den Fischern bzw. der Fischerei in Möltenort auf Dauer die Grundlage geschaffen den Beruf auszuüben und das kulturelle Gut der Fischerei in der Ostsee und insbesondere an diesem Standort zu bewahren.
Vor dem Hintergrund einer möglichst geringen Beeinträchtigung der Umwelt durch Schallimmissionen wurde ebenfalls das Bauprinzip mit aufgeständerten Betonwinkelelementen. Durch die deutliche Reduktion an Gründungselementen entfallen weniger Schall- und Erschütterungsbeeinträchtigungen sowohl auf die Anlieger als auch auf Meeressäuger und die generelle Meeresumwelt (bei einer Spundwand würde z.B. auf jedem Meter ein Element gründen; beim Pfahlsystem nur alle 2,50 Meter).
Die Schwellschutzelemente wurden, weil es sich an dieser Stelle anbietet, durch den bauaufsichtlich zugelassenen Recylclingbaustoff Trimax vorgesehen.
Nicht zuletzt ist das Thema Nachhaltigkeit und nachhaltige Nutzungsmöglichkeit auch vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit verbundenem Meeresspiegelanstieg zu betrachten. So besteht grundsätzlich kein Problem darin, wenn eine solche Hafenanlage überspült wird. Die entsprechenden Bauteile müssen per sé dem aggressiven Klima entsprechend ausgelegt werden (sei es das Beschichtungssystem entsprechend der Bundesanstalt für Wasserbau, oder die Expositionsklasse des Betons). Im Vordergrund steht die Gebrauchstauglichkeit der Anlage. So macht es z.B. keinen Sinn die Höhenlage unverhältnismäßig zu erhöhen, da dann der Zustieg zu den Schiffen erschwert wird und die Gebrauchstauglichkeit eingeschränkt wird. Gegenwärtig liegt die GOK der Mole bei rund +1,40m NHN. Das statistisch ermittelte HW200 (200-jähriges Hochwasser) gemäß „Generalplan Küstenschutz SH; Novellierung aus 2022“ liegt bei 2,20m NHN. Die gegenwärtige Hochwassermarke des nächst gelegenen Pegel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt liegt bei rund 1,70m NHN. Vor dem Hintergrund wird vorgesehen die Anlage als solche auf etwa dem gleichen Niveau zu lassen, bzw. geringfügig auf NHN +1,50m anzuheben. Auch der uferseitige Anschluss ist dabei zu berücksichtigen und nicht die Mole solitär zu betrachten. Vielmehr macht es Sinn die zukünftigen Veränderungen und häufigeren Hochwasserstände vor dem Hintergrund der technischen Ausstattung zu betrachten und zu berücksichtigen. So sollten z.B. elektrische Schaltschränke, Leitungen, Wasserversorgung etc. hochwassersicher positioniert werden. Elektrische Schaltungen und Kupplungen können wasserdicht vergossen werden und Trinkwasserleitung etc. entsprechend abgedichtet werden.
Neben den baulichen und technischen Aspekten zur Nachhaltigkeit steht mit diesem Projekt vor allem auch ein sozial nachhaltiger Aspekt im Vordergrund. Durch den Ersatzbau der Mole wird den Fischern bzw. der Fischerei in Laboe auf Dauer die Grundlage geschaffen den Beruf auszuüben und das kulturelle Gut der Fischerei in der Ostsee an diesem Standort zu bewahren. Ohne den Ersatzneubau müsste die Mole zurückgebaut werden und die Liegeplätze würden ersatzlos entfallen. Geeignete Ausweichbereich im Hafen sind nicht vorhanden, womit die Fischerei an diesem Standort wohl kaum fortgeführt werden könnte.
Die Umbauarbeiten im Hafen Möltenort sind im Zeitraum vom 30.09.2024 bis 30.04.2025 geplant.